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Filmfest Oldenburg: Opening Night Gala

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Neun Welt-, acht Europa- und 22 Deutschland-Premieren sind während des Filmfests Oldenburg zu sehen – da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll. Am besten vorne, habe ich beschlossen, mir die Akkreditierung aus der Kulturetage abgeholt und mich auf den Weg zum Staatstheater gemacht.

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Dort fand die Eröffnungsgala statt, und die Stars kamen ganz wichtig im schwarzen Audi-Shuttle-Service. Das Völkchen vor war übrigens genauso bunt wie auf dem roten Teppich: Da standen aufgedrehte Filmleute („ahhh, soooo nice to see you again!“) neben grimmigen Ordnern („Presse, einen Schritt zurück!“), Fahnen schwingenden Verdi-Mitgliedern  („Das Wissenschaftsministerium torpediert den Tarifabschluss!“) und verunsicherten Nachwuchs-Radio-Kolleginnen („Ähhh, wer war das denn? Musste man den jetzt kennen?“).
In der Tat kannte man viele Gäste nicht – Katja Flint hatte letzte Woche abgesagt (Knie-OP, sagt die Presseabteilung), und Dominic Raacke und Boris Aljinovic kommen erst zur Premiere ihres neuen Tatorts in der JVA, um nur drei der bekannteren Schauspieler zu nennen.
Überraschend schon zur Eröffnung schaute dafür Peter Lohmeyer vorbei, auch Top-Model Wanda Badwal, Hollywood-Größe Seymour Cassel und die Golden-Globe-Gewinnerin Sally Hawkins waren dabei.

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Machte einen entspannten Eindruck:
Filmfestival-Chef Torsten Neumann.

filmfest_6_ok1Augen zu und durch: Der Weg ins Staatstheater führte über den roten Teppich.

filmfest_7_okEin paar Kollegen waren auch da…

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„Worauf freuen Sie sich beim Filmfest?“: O-Töne wurden
auch hinter der Absperrung gesammelt.

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Zeit für ein Pläuschchen: Während einige Gäste den Rummel genossen,
nutzen andere die Situation für einen Blitz-Klönschnack.

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Posier-Profi: Model Wanda Badwal weiß, wie man gucken muss, damit’s gut aussieht.

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Internationales Flair (von links): Torsten Neumann mit Regisseurin
Franziska Stünckel und Hollywood-Star Seymour Cassel.

filmfest_13_okPeter Lohmeyer machte Faxen für die Fotografen…

filmfest_14_ok… und war auch sonst gut aufgelegt. Woran’s lag? Filmfest-Dauergast Lohmeyer:
„In Oldenburg ist es immer wieder schön – man fühlt sich sofort wohl“.

So, und nun werden fleißig Filme geguckt:  70 Streifen flimmern noch bis Sonntag in zehn Spielstätten über die Leinwand. Da muss man sich ranhalten.

Kategorie: Allgemeines | Tags:

In die Wüste geschickt

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Auf dem Kamel in einer Karawane durch die nordwestliche Sahara

Pechschwarzer Himmel mit vielen funkelnden Sternen wölbt sich über kilometerlangen Dünen. Kamele bewegen sich lautlos zwischen ausgebreiteten Schlafsäcken. In einer Feuerstelle brennt der Rest der Glut. Ein schwacher Geruch von Pfefferminztee liegt in der Luft. Es ist Nacht in der Sahara.
Adi beeindruckt dieses Szenario wenig. Der Berber ist seit 20 Jahren als Kameltreiber in der nordwestlichen Sahara in Marokko unterwegs, die Wüste ist für ihn Arbeitsplatz und Wohnzimmer zugleich. „Auf geht’s, wir wollen weiter“, sagt der Nomade am nächsten Morgen und zieht den Sattelgurt seines Kamels fester. Das Lastentier beschwert sich, blökt laut und guckt seinen Chef vorwurfsvoll an.

Raus aus der Zivilisation
Mit jedem Schritt auf den gemächlich im Passgang laufenden Kamelen entfernt sich die Karawane ein Stück von der Zivilisation, lässt die Stadt Zagora hinter sich, duchquert Stein- und Geröllwüsten und taucht in eine feine Sandwüste ein. Nun wird die Sicht in jeder Himmelsrichtung nur noch vom Horizont begrenzt, sieht eine fein geschwungene Düne aus wie die nächste. Spätestens in der Sandwüste lasse die meisten Menschen der Orientierungssinn im Stich, erzählt Adi und lächelt. „Sie laufen“, sagt er, und malt in der Luft mit seiner zerfurchten, ledrigen Hand kleine Kringel in die Luft, „dann immer nur im Kreis“.

Süßer Pfefferminztee
und fremde Gesänge

Etwa 25 Kilometer legen die Kamele täglich zurück, befördern Menschen, Lebensmittel, Töpfe und Zelte zum nächsten Schlafplatz unter freiem Himmel.

Und große Kanister tragen sie auch. Die Plastikbehälter haben gleich zwei Aufgaben: Zunächst befördern sie Trinkwasser, wenn sie leer sind, werden sie zum Instrument. Wie das geht? „Ganz einfach“, lacht Adi und beginnt, auf dem Resonanzkörper zu trommeln. Das macht er oft, abends, nachdem sich die Gäste der Karawane vor dem Feuer versammelt und gekochtes Hammelfleisch oder Couscous aus Tontöpfen gegessen haben. Wenn die Messingkanne mit duftendem Pfefferminztee und Zucker die Runde macht, gibt Adi den Rhythmus auf dem Kanister vor und beginnt zu singen. Von den Weiten der Wüste und von unerfüllter Liebe. Die Töne sind laut, die Schläge klingen dunkel, die Melodien arabisch und fremd. „Wer die Einsamkeit scheut, ist falsch in der Sahara“, sagt Adi, und legt den Kanister zur Seite.

Tomaten für Tabletten
Manchmal bekommen aber auch die Kameltreiber Besuch. In der Nähe der algerischen Grenze läuft ein dreiköpfiger Soldatentrupp auf die Karawane zu, bewaffnet und mit mürrischen Gesichtern. Adi marschiert den Fremden entgegen und kommt schließlich mit einer Plastiktüte zurück. „Einer der Männer hat Zahnschmerzen“, lächelt der Berber, und verstaut die Tüte, „Tomaten für Tabletten – ein guter Handel.“
Die Landschaft verändert sich, der Sand weicht Geröll und Steinen, Sträuchern und Tamarisken. Die Karawane zieht weiter, nächstes Ziel ist die kleine Oase Oulad Driss. Hier wohnen einige Familien, Kinder in farbenfrohen Hosen und Pullovern springen aufgeregt um die Gruppe herum, die weiter entlang des Oued Draa zurück Richtung Norden zieht.

Heiße Glut wird
zum Backofen 

Das Feuer entfacht Adi am Abend nicht nur für den Pfefferminztee. Brotteig wird auf der mit Sand bedeckten Glut ausgebreitet, auf ihm verteilt Adi angezündete Palmwedel und wieder Sand – der Teig wird so von beiden Seiten gebacken. Nach wenigen Minuten duftet es köstlich.

Die Farben am Himmel verändern sich von Orange über Glutrot bis zu Violet, schließlich verschwindet die Sonne ganz. Die Kamele machen sich auf die Suche nach Futter und die Karawanenmitglieder nach einem Schlafplatz auf einer Düne. Bevor sich die Runde am Feuer ganz auflöst, guckt Adi noch einmal in den Himmel und deutet auf die funkelnden Sterne. „Schön, nicht wahr?“, sinniert er und lächelt, „in der Stadt könnte ich nie leben“.

Erschienen in der WaS, Mai 2009
Text: Natascha Manski/Bilder: Reinhold Manski

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Erst frieren, dann schreiben

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Habe in den letzten Wochen einen beunruhigenden Trend beobachtet, der da wäre: Offizielle Empfänge und Veranstaltungen in Zelten abhalten. Mit Presse natürlich, die ist herzlich zur ausführlichen Berichterstattung eingeladen.
Was zunächst nicht weiter dramatisch klingt, ist in der Praxis äußert unschön. Zum Beispiel, wenn man – wie ich neulich – bei 10 Grad Außentemperatur (kommt schon mal vor, wir haben Ende September…) eineinhalb Stunden in einem zugigen Zelt sitzt, um fleißig Vorträge, Grußwörter und Glückwünsche zu notieren. Nach einer halben Stunde fingen die ersten an, ihre Taschentücher zu zücken, und die Laudatoren hatten rote Nasen und wurden immer öfter durch katarrhartigen Husten der Gäste unterbrochen.
Da fragt man sich doch: Wie kommen die Veranstalter auf so eine Idee? Fehlt der Blick auf den Kalender? War morgens vor dem Termin grad` kein Außenthermometer zur Hand?
Merke: Auf so was stehen norddeutsche Presseleute nicht – im Gegensatz zu den Kollegen der Northwest Florida Daily News oder des Mallorca Magazins befinden wir uns mental bereits im Herbst.

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